Dienstag, 31. Januar 2012

Motivkrawatten

Krawatte von Harrods mit Katzen und Mäusen (Foto: Bernhard Roetzel)

Binder von Hermès mit einem Motiv aus den Fabeln von La Fontaine (Foto: Bernhard Roetzel)



Motivkrawatten polarisieren. Als ich z. B. vor einigen Jahren einen Vortrag in München gehalten habe und mich positiv über die Motivkrawatten von Hermès äußerte, wurde ich von einem der Zuhörer heftig angegriffen. Ihm waren Motivkrawatten aller Art ein Gräuel und er verstand nicht, dass ich ihnen etwas abgewinnen konnte. 


Vor ca. 25 Jahren bin ich in einem Londoner Secondhandladen auf die oben abgebildete Motivkrawatte von Harrods gestoßen. Ich fand sie irgendwie witzig und erwarb sie, getragen habe ich sie seitdem fünf- oder sechsmal. Das Motiv ist zwar grafisch nicht schlecht ausgeführt, erschien mir aber doch ein wenig zu groß und zu gewollt niedlich.


Ebenfalls in London habe ich vor ca.12 Jahren bei Hermès in der Bond Street die abgebildete Krawatte erworben. Sie habe ich wesentlich häufiger getragen. Nicht wegen des prestigeträchtigen Markennamens, vielmehr wegen des Bezugs zur Literatur. Das Motiv und die Erklärung durch die Fabeln von La Fontaine sind ein guter Konversationsstarter. Außerdem ist das Motiv kaum erkennbar, wenn man es aus der Entfernung betrachtet. 


Auch ein Motiv: Der Pfau auf der Krawatte der British Menswear Guild, die ich im Jahr 2000 im Anschluss an meinen Vortrag bei deren Annual Lunch im Sartoria-Restaurant in der Savile Row geschenkt bekommen habe (Foto: Bernhard Roetzel)


Weniger verpönt unter den Motiven sind interessanterweise Wappen oder symbolträchtige Tiere. Manch einer, der sich über Mäuse mokiert, akzeptiert ohne weiteres Elefanten auf einem Binder. Allerdings gibt es ein Motiv, das auch mir ein Gräuel wäre: Die Diddlmaus. Aber auch das ist natürlich Geschmackssache. 







Montag, 30. Januar 2012

Gelbe Stilseiten: Maßschneider in Deutschland


Gregor und Peter Thissen, Inhaber des belgischen Tuchhauses Scabal, brachten vor kurzem den ersten Kammgarnstoff aus Vikunja für Anzüge auf den Markt. Wer mag, kann sich das Stöffchen bei einem deutschen Maßschneider zeigen lassen (Foto: Scabal)


"Gibt in es Deutschland noch richtige Maßschneider"? Diese Frage wird mir sehr oft von Leser gestellt. Ja, es gibt sie. Und zwar in in fast allen Regionen. Hier eine kleine Liste. Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar. Preise bitte telefonisch erfragen. Wenn ich jemanden vergessen habe, der erwähnt sollte, bitte ich um einen Hinweis. 

Volkmar Arnulf
Berlin
Tel. 0 30/ 8 83 92 02

Max Dietl
München
Tel. 0 89/ 22 41 66
www.maxdietl.com

Rosendahl
Ratingen
Tel. 021 02/ 2 88 33
www.rosendahl-ratingen.de

Kleegräfe & Strothmann
Gütersloh
Tel. 0 52 41/ 68 88 88
www.kleegraefe-strothmann.de

Heinz Reeker
Moers
Tel. 0 28 41/ 2 34 41
www.reeker-moers.de

Ewald Schaich
Düsseldorf
Tel. 02 11/ 32 94 47

Heinz-Josef Radermacher
Düsseldorf
Tel. 02 11/ 32 09 11


Flüss & Fischer
Köln
Tel. 02 21/ 2 57 85 14

Heinrich Westhoff
Düsseldorf
Tel. 02 11/ 13 13 60

Tom Reimer
Hamburg
Tel. 0 40/ 45 23 24
www.tomreimer.de

Carlo Jösch
Köln
Tel. 02 21/ 1 70 68 21
www.carlo-joesch.de

Bernd Lotte
Bielefeld
Tel. 05 21/6 11 82
www.bernd-lotte.de

Hannes Münch
Stuttgart
Tel. 07 11/29 08 84
www.hannesmuench.de

Bernd Agne
Mannheim
Tel. 06 21/10 65 80
www.schneiderei-mannheim.de

Kathrin Emmer
Berlin
Tel. 0 30/8 93 49 54
www.handgefertigte-massanzuege.de

Kurt Schaufenberg
Stuttgart
Tel. 07 11/44 32 38

Andreas Moller
Weiden
Tel. 09 61 63 45 93 90
 www.andreasmoller.de

Jürgen Ern
Düsseldorf
Tel. 02 11/ 32 58 04
www.ernderschneider.de


Sicking
München
Tel. 0 89/25 54 06 06
www.sicking-muenchen.de

Ulrich Gerlach
Münster
Tel. 02 51/9 82 94 80

Wermter
Essen
Tel. 02 01/ 41 21 34
www.massschneiderei-wermter.de

Roland Thießen
Frankfurt
Tel. 0 69/2 02 09

Peter Rossberger
Kempten
Tel. 08 31/2 26 63
www.rossberger.de

Carmine De Pascalis
München
Tel. 0 89/ 2 72 15 48

Backs & Co.
Bad Oeynhausen
Tel. 057 31/ 2 22 43
www.backs.de



Samstag, 28. Januar 2012

Francesco Maglia. Der Schirmherr in Berlin

Francesco Maglia mit dem Stockschirm meines Großvaters (Foto: Bettina Liebchen)

Francesco Maglia besitzt natürlich seit langem eine signierte Erstausgabe von "Der Gentleman". Seit gestern auch die Neufassung. Mit Widmung in drei Sprachen (Foto: Bettina Liebchen)

Francesco Maglia wird oftmals als Schirmmacher tituliert. Dies ist etwas irreführend, da er die Erzeugnisse seines Familienunternehmens weltweit vertritt und verkauft, nicht aber fertigt. Dies übernehmen die Handwerker in der Mailänder Fertigungsstätte. Francesco Maglia reist als Repräsentant seiner Firma und als Botschafter der Schirmkultur durch die ganze Welt und dies ist wörtlich zu nehmen. Mit Hilfe des Navigationssystems und - für alle Fälle - auf Papier gedruckter Straßenkarten. Sie liegen zu dicken Bündeln verschnürt im Auto, seinem zweiten zu Hause, bereit.


Gestern Abend war Francesco Maglia bei mir zum Abendessen zu Gast. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihm den Stockschirm meines Großvaters mütterlicherseits zu zeigen. Es handelt sich dabei um ein äußerst schlankes Modell mit Bambuskrücke und Stahlrahmen, das sich durch eine feste Teleskophülle in einen Spazierstock verwandeln lässt. Ich vermute, dass der Schirm aus den frühen Fünfzigern stammt, gekauft wurde er vermutlich in Hannover. Francesco Maglia wusste nach wenigen Sekunden Bescheid und nannte mir die Provenienz: Hugendubel. Mit leichter Wehmut erinnerte er daran, dass es damals auch in Deutschland noch mehrere Hersteller gab, die Qualitätsschirme in für heutige Begriffe gigantischen Mengen fertigten. Um dann den Stab - zum Glück nicht meinen Schirm - über das Land zu brechen, aus dem die Flut der Billigregendächer in die Welt schwappt: China.


Mein Maglia-Schirm wurde dann auch noch einer kleinen Inspektion unterzogen. Ich habe ihn ca. 1998 bei Fortnum & Mason gekauft und seitdem ständig benutzt. Es fehlt lediglich das kleine Bändchen, dass ihn am oberen Ende zusammenhält, wenn er nicht zusammengerollt wird. Das Ersatzteil kommt nun per Post aus Mailand.  





Freitag, 27. Januar 2012

Mode Guide für Männer - Blick ins Fotostudio



Ende April soll mein neues Buch Mode Guide für Männer erscheinen (bei  H. F. Ullmann). Der Fotograf und Designer Erill Fritz hat mir bei den Fotoaufnahmen über die Schulter geguckt.

Pariser Sorgfalt

Die Schweizer Weberei Alumo gehört zu den Lieferanten des Pariser Hemdenmachers Charvet (Foto: Alumo) 

Ich hatte einmal in meinem Leben das Vergnügen, Maßhemden bei Charvet in Paris zu bestellen. Dort wurde nach Manier der Schneider am Körper Maß genommen, es gab eine richtige Anprobe mit einem Hemd aus Leinen und einem Kragen aus Papier und am Ende hatte ich Hemden, die exakt passten und perfekt balanciert waren. Am meisten beeindruckt hat mich ein ganz kleines Detail beim Ermitteln der Maße.


Der Hemdenschneider fragte mich, wo er den ersten Knopf am Rumpf des Hemds platzieren soll, also den obersten Knopf nach dem Kragenknopf. Dies erstaunte und freute mich zugleich, denn oftmals sitzt dieser Knopf für meinen Geschmack viel zu weit oben. Danach wurde gefragt, wo bei meinen Hosen der Bund sitzt. Dort soll kein Hemdenknopf platziert werden, damit er nicht unter dem Hosenbund drückt. Erst nachdem diese beiden Knöpfe positioniert worden waren, wurde die Stellung der übrigen Knöpfe errechnet.


Diese Sorgfalt habe ich seitdem bei keinem Maßhemdenmacher erlebt, weder bei schneidermäßig arbeitenden noch bei Maßkonfektionshemdenanbietern. Vielleicht war ich seitdem an den falschen Adressen.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Krawattenstatistik

Wie viele Krawatten braucht der Mann? (Foto: Erill Fritz)

"Wie viele Krawatten haben Sie im Schrank?" Diese Frage höre ich sehr häufig. Ich sage dann meistens, dass ich bei 250 aufgehört habe, zu zählen. Wer selbst nur eine Krawatte besitzt, staunt natürlich bei dieser Zahl. Es gibt aber auch viele Männer, die noch viel mehr Binder besitzen. Aber warum?


Es gibt Krawatten, die werden gekauft und dann erstmal viele Jahre lang nie getragen. Sie warten im Schrank auf ihren Einsatz. Der kommt garantiert irgendwann. Meistens wegen eines neues Hemds oder Anzugs. Dann kann dieser Binder plötzlich zum Lieblingsteil avancieren.


Es gibt aber auch Krawatten, die werden gekauft, hängen dann viele Jahre im Schrank und werden dann einmal herausgeholt, umgebunden und einen Tag lang einsetzt. Dann warten sie wieder viele Jahre auf ihren nächsten Tag. Das ist ebenfalls nicht untypisch.


Alles hat seine Zeit. Auch Krawatten. Wer mehr als 250 Krawatten besitzt, trägt ohnehin meistens nur zehn Prozent davon häufiger. So geht es jedenfalls mir. Bei jedem Anzug hängen ein oder zwei Binder mit auf dem Bügel, sie sind die Standardkombination. Die restlichen Binder sind die stille Reserve. Es ist gut, sie zu haben, mehr aber auch nicht.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Berliner Begegnungen, Teil 3

Sascha Blick (links im Bild) und sein Mitarbeiter Martin Winkler  (Foto: Dirk Scharpenberg)

Auf der Premium war auch wieder Sascha Blick mit seiner Krawattenkollektion vertreten. Interessant waren die schmalen Krawatten mit klassischen Dessins und die "normal" dimensionierten mit innovativen Mustern, z. B. im Art-Déco-Stil. Auch die Schleifen aus einer griffigen Art von Hopsack-Seide fielen mir ins Auge, z. B. in Petrol oder senfigem Gelb. Dirk Scharpenberg (Baron & Earl aus Bonn) hat seit letztem Sommer gute Erfahrungen mit den Schleifen von Blick gemacht. Die Männer am Rhein scheinen mehr Mut zu "classic with a twist" zu haben, als manch einer vermutet. Aber Sascha Blick stammt ja auch daher. Vom Niederrhein zwar, aber immerhin Rhein. Dort war übrigens auch mein Urgroßvater ansässig.

Montag, 23. Januar 2012

Berliner Begegnungen, Teil 2

Matthias Imo erläutert die Details des Homburgers von Mayser (Foto: Dirk Scharpenberg)

Bei meinem Bummel über die Premium in Berlin blieb ich auch am Stand von Mayser stehen. Der traditionsreiche Hersteller aus Lindenberg im Allgäu zeigte dort mit einer relativ trendigen Kollektion und neuen Materialien modisch Flagge.

Die obligatorischen Trilby- und Porkpie-Modelle fehlten ebenso wenig wie Schiebermützen. Die Mitbewerber aus den USA wird Mayser mit seiner Formen zwar nicht ausstechen, bestimmt aber Käufer gewinnen, die eher bei traditionellen Hutläden auf die Suche gehen. Der Versuch, sich bei den Mützen zu entstauben, scheint mir gelungen.

Gastgeber am Stand war Matthias Imo, Leiter Vertrieb und Marketing Kopfbedeckungen. Zu seinen persönlichen Favoriten gehörte ein neuer Kaschmirfilz, dessen Trageeigenschaften sich durchaus mit denen des Hasenfilzes messen können soll. Mein Favorit in der Kollektion war ein brauner Homburger, dessen Qualitätsmerkmale mir kenntnisreich erläutert wurden.

Der Homburger von Mayser: Thomas Mann lässt grüßen (Foto: Bernhard Roetzel)

Ich bin ein großer Freund des Homburgers, deshalb sind mir die aktuell angebotenen Modelle ziemlich präsent. Der Homburger von Wegener aus Lauterbach zeichnet sich durch eine etwas schlankere Form aus, er wird nur auf Wunsch angefertigt. Stetson hat im letzten Herbst das Modell Saks in die Arena geschickt, einen eher flachen und weichen Homburger mit geschwungener Krempe. Der Homburger von Christy's aus London fällt wieder eher etwas höher aus, die Krempe erinnert an die des Bowlers. Mayser bringt einen Homburger an den Start, den ich als traditionell und seriös bezeichnen würde (Thomas-Mann-Look).


Sonntag, 22. Januar 2012

TV-Tipp für nächste Woche

Der klassische Bowler von Lock aus London. Um den zu tragen, muss Mann Mut haben
Wurde letzte Woche bei Kleemann Hüte in Berlin Prenzlauer Berg zum Thema Hüte und Mützen interviewt. Der Beitrag ist am kommenden Dienstag, 24. Januar, in der Sendung ziBB - zuhause in Berlin und Brandenburg (18.30-19.30 Uhr) zu sehen. Die Sendung ist ab dem darauffolgenden Tag auch für eine Woche online zu sehen!

Samstag, 21. Januar 2012

Berliner Begegnungen, Teil I

Mit Conrad Hasselbach am Stand von Tricker's und Chapman (Foto: Dirk Scharpenberg)
Auf der Bread & Butter traf ich am Mittwoch zuerst Conrad Hasselbach. Er ist Inhaber von Shoes & Garment in Eppendorf, des bevorzugten Ausstatters junger Hamburger Anglophiler. Der eher kleine Laden ist vollgestopft mit dem Zubehör für den Sloane-Ranger-Look: Bunte Hosen aus Kord und Moleskin, Tweed, Hüte, Schuhe, Kleinlederwaren, Cuts und Leinenwesten. Auf der Messe war Conrad Hasselbach als deutscher Vertreter von Tricker's und des englischen Taschenmachers Chapman. Bei Tricker's lief mir Dirk Scharpenberg über den Weg. Er ist Herrenausstatter und Schuhhändler aus Bonn (Baron & Earl in der Kaiserpassage) sowie Deutschlandrepräsentant des Hemdenfabrikaten und Maßhemdenmachers Emanuel Berg. Freundlicherweise schoss er mit seinem iPhone die Fotos, die meinen Bericht illustrieren.

30 Sekunden für ein Foto - mehr Ruhe gönnt sich Jan-Henrik Scheper-Stuke nicht an einem Messetag

Seidenslipper und passende Schleife von Edsor (Foto: Dirk Scharpenberg)

Bei Edsor traf ich Jan-Henrik Scheper-Stuke, der mir wenig Zeit ließ, seine Kollektion zu betrachten, die nun auch Schuhe aus Leder und Seide enthält. Da meine Füße Mustergröße haben, probierte ich ein paar elegante Abendloafer in Hellblau, dazu passend gibt es eine Schleife. Erstaunlicherweise passte das sogar zu meinem Straßenanzug aus grauen Hahnentritt-Flanell, ich persönlich würde die feinen Slipper aber eher zur Smokingjacke oder als Hausschuh tragen. Während Jan-Henrik Scheper-Stuke dann schon wieder mit seiner Entourage zum nächsten Termin eilte, studierte ich noch ein wenig die Krawatten auf der Holztheke. Besonders gut gefielen mit schmale Binder aus Seidenstrick in grafischen Anzugdessins.

Seidenstrick mit Hahnentritt-Dessin von Edsor. Wichtiges Detail: Der Binder läuft unten spitz zu (Foto: Dirk Scharpenberg)
Barbour positioniert sich derzeit mehr über Steve McQueen und das Motorradimage, passend dazu wurde abends zur Party in das Road Runner's Paradise in Prenzlauer Berg geladen. Statt Pimm's No. 9 und Kresse-Sandwiches also eine Rock'n Roll Band und Bier. Mein persönlicher Bezug zu Barbour orientiert sich eher am früheren Image der Marke, ich besitze seit 1989 eine Moorland-Jacke (abgebildet im Gentleman-Buch). Schon zweimal wurde sie in England für mich renoviert, inzwischen besteht sie mehr aus neuem Thornproof als aus altem. Gekauft habe ich sie damals bei Smith Traditional in Hamburg, einem Ausstatter, der zunächst am Gänsemarkt, dann in der ABC-Straße britische Originale an den Gentleman brachte.

Bei Scabal auf der Premium traf man den Tag über viele wichtige Anbieter von Maßkonfektion des In- und Auslands, während nur zehn Minuten sah ich z. B. Andreas M. Weidlich (Andrews & Martin aus Berlin) und Heinrich Kleegräfe (Kleegräfe & Strothmann aus Gütersloh). Am Stand lag auch die Jubiläums-Ausgabe des Hausmagazins Bespoken aus, zu der ich die Ehre hatte, zwei Beiträge liefern zu dürfen. Gleich nebenan am Stand von Kiton kam ich mit Harry Breidt ins Gespräch. Er ist bereits das dritte Mal in Berlin dabei, er schätzt an dieser Messe, dass er dort Leute trifft, die er sonst nicht kennenlernen würde.

Denkwürdig: Begegnung mit Heinrich Zapke am Stand von Kiton (Foto: Dirk Scharpenberg).
Ich begegnete bei ihm jemandem, den ich schon seit Ende der achtziger Jahre kenne, nämlich Heinrich Zapke aus Hannover. Sein Geschäft Heinrich's gehörte über viele Jahre zu den besten Herrenausstattern der Welt und war für mich immer eines der drei besten Geschäfte des Top-Genres in Deutschland. Als Student betrat ich Heinrich's heilige Hallen überwiegend während des Ausverkaufs, dort stieß ich dann einmal bei den reduzierten Hosen fast mit Gerhard Schröder zusammen, damals Ministerpräsident des Landes Niedersachsen. Es war bekannt, dass er damals bei den besten Ausstattern der Landeshauptstadt einkaufte. Heinrich Zapke zeigte sich in dem Look, den er geprägt hat. Kariertes Sakko aus Neapel, schmale graue Wollhosen und helle Brogues.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Der Schneiderprofessor: Interview mit Andrew Ramroop

Ein Blick in die Londoner Savile Row (Foto: Bernhard Roetzel)
Im Jahr 2003 hatte ich Gelegenheit, Andrew Ramroop für eine Schneiderfachzeitschrift zu interviewen. Auch wenn seitdem viel Zeit vergangen ist, sind die Antworten immer noch aufschlussreich. Die Preise aus der Savile Row stimmen natürlich nicht mehr, sie sind inzwischen noch weiter gestiegen.

Andrew Ramroop ist Inhaber des Londoner Maßateliers Maurice Sedwell (Savile Row) Ltd., Bespoke Tailors, Präsident der Master Craftsmen's Association und erster und einziger Professor für Maßschneiderei am London Institute. Ramroops große internationale Kundenschar ist Beweis genug für sein Können, zusätzlich unterstreichen zwei Auszeichnungen den Erfolg seiner Arbeit. Er erhielt den „Men of Merit Award for Achievement in Bespoke Tailoring“ und sein Unternehmen wurde als „International Business of the Year in Minority Business“ ausgezeichnet.

Frage:
Wie beurteilen Sie das Qualitätsniveau der Schneider im Londoner West End?
Antwort:
Die Schneider des West End repräsentierten immer die Spitze der Qualität mit ihrer weichen Verarbeitung und der großen Betonung auf Schnitt, Passform und Endfertigung. Sie laufen derzeit aber Gefahr, ihre weltweite Führungsrolle in der Maßschneiderei zu verlieren, weil eine neue Welle von Schneidern ihr Geschäft auf der Basis des guten Rufs der Savile Row betreiben, ohne den hohen Qualitätsstandard zu liefern, durch den diese Straße berühmt geworden ist.

Frage:
Wie funktioniert das Ausbildungssystem in Großbritannien? Ist es effektiv? Wo liegen die Schwächen?
Antwort:
Wir haben im Moment eine Mischung aus Fachschul- und Werkstattausbildung. Um Schneider für die Zukunft auszubilden, ist das System, Lehrlinge direkt in der Schneiderwerkstatt zu schulen, am effektivsten. Die größte Schwäche ist der Mangel an guten Lehrkräften in den Fachschulkursen.

Frage:
Welches ist das gängigste Zuschneidesystem in Großbritannien?
Antwort:
Es gibt bei uns kein „gängiges Zuschneidesystem“. Die Schneider schneiden nach den Regeln zu, die sie von ihren Lehrern gelernt haben. In meinem Betrieb werden die Grundregeln des Zuschneidens ohnehin nur als Leitlinie gesehen. Viel wichtiger ist bei uns die Anprobe, bei der wir dann die Passform erreichen, die von uns erwartet wird.

Frage:
Wie lange dauert die Ausbildung von Schneidern? Gibt es so etwas wie einen Meistertitel im deutschen Sinne?
Antwort:
In Schneider-Fachschulen dauert der Kurs nur ein Jahr, das ist nicht genug. In den Werkstätten dauert das Ausbildungsprogramm vier Jahre. Letztendlich wird die Dauer der Ausbildung aber vom Talent und von den Fähigkeiten des Einzelnen vorgegeben.

Frage:
Die Savile Row hat immer Einflüsse aus anderen Ländern aufgenommen. Was waren früher die wichtigsten Einflüsse, welche sind es heute?
Antwort:
Während der dreißig Jahren, die ich in der Savile Row verbracht habe, waren wir führend in Sachen Stil, Eleganz, Schnitt, Passform und Endfertigung. Unser Ziel ist es, die Standards der Handwerkskunst zu erhalten, für die unsere Vorgänger berühmt waren. Die Einflüsse sind heute durch Stoffdesign, leichtere Einlagen und Futterstoffe stärker erkennbar. Kreative Stoffdesigns sind heute die Norm in der Savile Row.

Frage:
Glauben Sie, dass die Savile Row überleben wird? Wenn ja, in welcher Weise?
Antwort:
Als Antwort erzähle ich Ihnen eine wahre Geschichte. Als Maurice Sedwell 1928 seine Schneiderlehre begann, sagte man ihm, dass die Savile Row keine Zukunft habe und er besser ein anderes Handwerk erlernen sollte, z. B. die Tischlerei. Herr Sedwell war aber entschlossen, Schneider zu werden, lernte gut und eröffnete 1938 ein eigenes Geschäft. Heute blickt die Firma Maurice Sedwell Ltd. auf eine über 65-jährige Geschichte zurück. Die Savile Row wird überleben, solange wir unsere hohen Standards bewahren und weiterhin mehr liefern, als der Kunde erwartet. Jede Firma, die außerordentliche Qualität und überdurchschnittlichen Service bietet, wird überleben. Schwierig wird es, wenn wir die Zukunft planen wollen – und da sind wir wieder beim Thema Ausbildung.

Frage:
Gibt es Versuche, der Öffentlichkeit den Wert des Erbes bewusst zu machen, den die Schneidertradition darstellt?
Antwort:
Die Master Craftsmen’s Association (Verein der Schneidermeister) überlegt, einen erfahrenen PR-Spezialisten zu engagieren, der uns dabei hilft, das Medieninteresse zu erzeugen, das wir benötigen, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Außerdem planen wir öffentliche Schneiderschauen, um ein großes Publikum für die Feinheiten der Maßschneiderei zu interessieren.

Frage:
Die Preise in der Savile Row sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Wie weit soll das noch gehen? In welcher Weise will man einen Preis von 3000 Pfund rechtfertigen (ca. 4500 Euro)?
Antwort:
3000 Pfund stellen ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis dar, wenn man den Service bedenkt, den der Kunde genießt. Ich habe Kunden in 49 Ländern, und es ist der Wert unserer Schneiderei, durch den wir viel zu tun haben. Wenn Sie bedenken, dass es fast 130 Stunden dauert, bis ein Auftrag fertig ist, und dann einen Stundenlohn errechnen, kommt Sie die handwerkliche Schneiderei ziemlich günstig.

Frage:
Als ich die Werkstatt einer berühmten Savile-Row-Schneiderei besuchte, war ich überrascht, dass die Einlagen der Taschenpatten fixiert wurden. Wie steht es heute wirklich um die „Handarbeit“ in London?
Antwort:
Sie haben das falsche Atelier besucht. „Fixierung“ ist hier ein Schimpfwort, vor allem in meiner Firma, denn ich bin absolut dagegen. Die Werkstatt, die Sie besichtigt haben, mag vielleicht berühmt sein, aber nicht für seine Schneiderei. Über 75 Prozent der Arbeit, die wir in einen Anzug stecken, wird von Hand ausgeführt, lediglich ein paar senkrechte Nähte werden mit einer Maschine genäht. Fixierung kommt überhaupt nicht in Frage.

Frage:
Wie beurteilen Sie die Schneider anderer Länder? Was halten Sie von den deutschen Kollegen?
Antwort:
Ich war bei vielen Weltkongressen und ich war nicht sehr beeindruckt von der Schneiderei der Länder, die ihre Herrenbekleidung dort präsentierten. Damit meine ich, dass man bei den Fertigungsmethoden Kompromisse zugunsten der maschinellen Methoden gemacht hat, entgegen den Traditionen der Handwerkskunst. Bei den Weltkongressen konnten nur zwei Länder die Standards erreichen, die ich mir wünsche: Frankreich und Deutschland.






Dienstag, 17. Januar 2012

Strick von anderen

Strickbinder von Drake's im klassischen Hermès-Orange.

Strickkrawatten finden sich im Sortiment vieler Krawattenanbieter. Da aber nur wenige Firmen Strickmaschinen besitzen, beziehen sie ihre Strickbinder meistens von Spezialisten. Einige finden sich auch in Italien, von einem dieser Lieferanten stammt der "knitted tie", den ich vor über zehn Jahren auf einer Messe bei Drake's erworben habe.

Kenner teilen Strickbinder in zwei Varianten auf, die sich aus der Herstellungsmethode ableiten lassen. Es gibt flachgestrickte Binder und rundgestrickte Binder. Als hochwertiger gilt Flachstrick, weil das Material als breite Bahn aus der Maschine kommt, die dann zerschnitten und zugenäht werden muss. Erkennbar ist die Flachstrickvariante an der Naht auf der Rückseite. Günstiger sind rundgestrickte Binder, sie kommen als Schlauch aus der Maschine. Einen objektiven Qualitätsunterschied konnte ich aus Sicht des Krawattennutzers nicht feststellen.

Montag, 16. Januar 2012

Ascot - Strickkrawatten Made in Germany


Der dunkelblaue Binder aus Seidenstrick ist ein Muss für die Garderobe des klassisch ausgerichteten Herrn
(Foto: Bernhard Roetzel)


Die Strickkrawatte hat mit vielen Ressentiments zu kämpfen. Die einen sehen in ihr ein wenig elegantes Accessoire für Kunstbeflissene, Designer und Akademiker, andere erinnert sie an die Mode der sechziger Jahre und deren Kunstfaser-Experimente, und eine dritte Gruppe findet den Binder aus gestrickter Seide oder Wolle einfach zu schlicht und zu langweilig. Diese Antipathien haben sich nicht ganz ohne Grund entwickelt: Die Strickkrawatte wird tatsächlich von Kreativen und Geistesmenschen geschätzt, in den Sechzigern bestand sie wirklich aus Synthetikmaterialien und es ist auch wahr, dass sie normalerweise sehr unscheinbar daherkommt. Dennoch wird man ihr mit diesen Charakterisierungen nicht ganz gerecht. Denn die Bandbreite der Variationsmöglichkeiten enthält weit mehr als nur die dunkelbraune Wollstrickkrawatte des Kunstlehrers oder die aus zahlreichen europäischen Kinofilmen der fünfziger und sechziger Jahre bekannte dunkelblaue Version aus Seide. Den Beweis liefert der Showroom der 1908 gegründeten Krawattenmanufaktur Ascot im niederrheinischen Krefeld. Hier lagern Muster aus gut 50 Jahren, die an Originalität, stilistischem Wagemut, modischem Einfallsreichtum und auch Eleganz kaum zu übertreffen sind. Wer ein Auge für den ganz speziellen Charme der Kreationen aus Wolle, Seide, Baumwolle und Kaschmir hat, wird mit einem Mal die beinahe unendlichen Vielfalt des Themas Strickkrawatte wahrnehmen.

Doch die reiche Palette der Gestaltungsmöglichkeiten ist nicht der einzige Grund, warum die Freunde handgemachter Kleidung der gestrickten Schwester der Seidenkrawatte mit etwas mehr Respekt begegnen sollten. Auch der große Anteil an Handarbeit in der Herstellung verdient Aufmerksamkeit. Anders als bei Krawatten aus Jacquardgeweben oder bedruckter Seide besteht das Ausgangsmaterial hier nämlich nicht aus Stoffbahnen, aus denen die Einzelteile zugeschnitten werden, sondern aus verschiedenfarbige Fäden aus Seide, Wolle oder anderen Fasern, die auf Spulen gewickelt in der Manufaktur ankommen. Diese Fäden werden miteinander verdreht, auf neue Spulen gewickelt und dann von Hand in die Cotton-Strickmaschine eingeführt. Bei Ascot tut unter anderem ein gut 80 Jahre altes Modell der Firma Hilscher aus Chemnitz Dienst, das noch voll funktionstüchtig ist und der Schmuck eines jeden Industriemuseums wäre. Die Maschinen verstricken die Garne zu einem mehr oder weniger schmalen Band. Nun bedarf es noch eines weiteren halben Dutzends von Hand ausgeführter Arbeitsschritte, bis aus diesem Band fertige Strickkrawatten entstanden sind. Allen Versuchungen, diesen Prozess zu rationalisieren, hat man bei Ascot erfolgreich widerstanden. Nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen stets im Besitz der Familie des Firmengründers geblieben ist. Inzwischen wacht die dritte Generation darüber, dass alles noch so abläuft, wie man es vor über 92 Jahren gemacht hat – immer mit dem Ziel, höchste Qualität zu liefern.

Sonntag, 15. Januar 2012

Anprobe Sommeranzug, Teil 1


Hose und Jacke bereit zur ersten Anprobe in Kathrin Emmers Atelier in Potsdam (Foto: Erill Fritz)

Meinen ersten Anzug von Kathrin Emmer bezeichne ich gern als präklassisch, denn mit seinen weiten Hosen und der Jacke ohne Schlitze folgt er dem Modebild der 30er und 40er Jahre. Da diese Dekaden als die goldene Epoche der Herrenschneiderei gelten, ist mein Anzug tatsächlich als klassisch zu bezeichnen. Was wir gemeinhin als klassisch beschreiben ist nämlich der britische Anzug der frühen 60er Jahre, wie er z. B. in den ersten James-Bond-Filmen von Sean Connery getragen wird. Schmale Hosen, Zwei-Knopf-Front und Seitenschlitze sind seine Merkmale, der englische Anzug aus den 30ern bis 50ern ähnelte dagegen sehr den Modellen aus Kontinentaleuropa. Die Jacken hatten keine Schlitze, die Hosen waren weit. Dies lässt sich anhand von Alltagsbildern, Illustrationen aus Schneiderfachblättern sowie am Beispiel damaliger Stil-Ikonen wie z. B. des Duke of Windsor, Rex Harrison oder des jungen Duke of Kent nachweisen. Obwohl mein Anzug dem derzeitigen Modebild absolut zuwiderläuft, bekomme ich für ihn erstaunlicherweise viele Komplimente. Zum Teil von Leuten, denen ich im Zug oder bei einem Event begegne, teils auch von Männern aus der Modebranche. Angeblich sollen die weiten Beinkleider demnächst ja auch ein Comeback erleben.

Ich empfehle oftmals, den Schneider zu wechseln, wenn der erste Anzug gut gelungen ist. Die meisten Versuche, das gute Ergebnis beim zweiten Anzug noch zu verbessern, führen nach meiner Erfahrung zu Problemen. Da ich aus verschiedenen Gründen weiter von Kathrin Emmer arbeiten lassen möchte, habe ich mir folglich für den zweiten Anzug nach dem Motto „don’t fix it if it’s not broken“ alle Verschlimmbesserungsideen verboten. Nur bei den Hosen habe ich ein Detail variiert, der neue Anzug bekommt Gürtelschlaufen. Dies machte kleine Veränderungen des Schnitts erforderlich, war mir aber wichtig, da mir Hosenträger mir im Sommer 1) zu warm sind, 2) unter einem leichten Stoff auftragen und 3) das Hemd darunter stark knautscht. Außerdem trage ich unter einem Anzug gern mal einen Pullunder, was mit Hosenträgern in manchen Situationen zu Umständlichkeiten führt. Der erste Anzug war aus weichen Flanell mit Hahnentrittmuster gearbeitet, ein Stoff, der sich als äußerst vielseitig erwiesen hat. Für den Sommeranzug suchte ich ein ähnlich variabel einsetzbares Material, das zugleich luftig und extrem strapazierfähig sein sollte. Als Farbe schwebte mir wieder ein mittleres Grau vor. Im Bündel mit Kid Mohairs von Holland & Sherry wurde ich fündig. Schneller als erwartet fand nun vor einigen Tagen die erste Anprobe statt. Zusammen mit dem Designer und Fotografen Erill Fritz machte ich mich also nach Potsdam auf.

Die Hose entsprach genau meinen Vorstellungen. Die Taschen in den Seitennähten fehlten noch, außerdem kommen noch zwei Gesäßtaschen mit Patten hinzu. Ich benutze sie eigentlich nie, Hosen mit Gürtelschlaufen gefallen mir aber besser mit Taschen. Die Jacke erschien mir einen Hauch enger zu sein, was vermutlich am Stoff liegt. Die Balance war perfekt, die Schulternaht wurde geöffnet und neu gesteckt, um die Passform des Revers zu optimieren. Ich bin nämlich ziemlich schief und habe bei entspannter Haltung stets leichte Schlagseite, Doppelreiher von der Stange können bei mir deshalb nie optimal sitzen (auch Maßkonfektionäre bekommen dieses Modell ohne Rohprobe nicht für mich hin). Als Futterstoff wählte ich dann noch einen leicht körnigen grauen Taft aus. Die zweite Anprobe soll in ca. 5 Wochen stattfinden.

Die Hose sitzt genau über den Hüftknochen. Die Bundweite ist perfekt, das Beinkleid hält auch ohne Gürtel
(Foto: Erill Fritz)

Der Mohairstoff ist etwas störrischer als der Flanell, was seine Verarbeitung nicht leichter macht (Foto: Erill Fritz)

Kein Tänzchen, ich teste nur die Hosenlänge. Auch bei großen Schritten soll der Saum nicht den Boden berühren
(Foto: Erill Fritz)

Klassische Weite über der Brust, auf Englisch bekannt als "drape" (Foto: Erill Fritz)

Detailarbeit an der Schulternaht. Kathrin Emmer näht übrigens alles selbst in ihrer Werkstatt in Potsdam
(Foto: Erill Fritz)

Mit Kreide werden nötige Änderungen auf dem Stoff markiert (Foto: Erill Fritz)

Donnerstag, 12. Januar 2012

Klassische Aliens

Wer anders aussieht, fällt auf (Foto: Bernhard Roetzel)
Auf dem zehnminütigem Weg zur Post habe ich gestern früh im Geiste Protokoll geführt, was die Männer, die an mir vorbeikommen, so tragen. Hier die Statistik:

2 x Fieldjacket
1 x BW-Parka
1 x Undefinierbares "Longjacket" aus dem Discounter in Blasslila
1 x Motorradlederjacke
4 x Collegeblouson
1 x Kapuzensweatshirt
1 x Schwarzer Kurzmantel
1 x Dufflecoat
1 x Daunenjacke

Ich war in Prenzlauer Berg unterwegs, insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass mir keine Männer in Businesskleidung und Trenchcoat oder Wollmantel begegnet sind. Wer so etwas trägt, fällt dann auch auf. Ich selbst werde entsprechend wie ein Außerirdischer betrachtet. Hut und gegürteter Trench muten den meisten sicherlich wie ein Filmkostüm an.

Manchmal werde ich sogar angesprochen. So betrachtete mich in der U2 in Richtung Ruhleben ein junger Mann relativ unverhohlen. Beim Aussteigen wünschte er mir dann einen schönen Abend, da ich mich ja so "schick in Schale geschmissen habe". Und als ich an der Station Savigny Platz an einem auf der Treppe lagernder Schnorrer-Punk vorbeiging, sagt er in wohwollendem Ton: "Hey, cool, Humphrey Bogart".

Klassische Kleidung ist in weiten Teilen Deutschlands tatsächlich so rar wie Bären in unseren Wäldern. In aller Regel wird sie aber positiv aufgenommen wenn sie klassisch im Sinne von altmodisch oder unmodisch ist. So wurde mein Auftreten z. B. einmal als "sympathisch anachronistisch" bezeichnet. Das ist kein schlechtes Feedback.