Mittwoch, 27. März 2013

Ein Schneider von Rock Hudson

Unauffällig in der oberen Etage: Das Atelier des New Yorker Maßschneiders William Fioravanti (Foto: Bernhard Roetzel)

Als ich vor ein paar Jahren in New York auf Recherchetour für mein Buch über die Maßschneiderei war, wurde ich von meinem dortigen Kontaktmann mit mehreren Maßschneidern zusammengebracht. Unter anderem besuchten wir auch William Fioravanti. Der Name war mir ein Begriff, da "Bill", wie ihn seine Freunde nennen dürfen, regelmäßig zu den Weltkongressen der Maßschneider fuhr. Sein Atelier lag im Obergeschoss und beim Betreten fand ich die übliche Mischung aus einem etwas plüschigen Empfangsraum und kramigen Werkstätten vor. "Bill" trug eine Brille mit Verlaufstönung, die seine Augen verbarg. Wie alle Amerikaner, die ich getroffen habe, hielt er mit seinen Verdiensten nicht hinter dem Berg: Seine Kunden seien die einflussreichsten Männer Amerikas, seine Anzüge die besten der Welt und gerade letzte Woche habe er sich einen neuen BMW gekauft. Als seine Spezialität bezeichnete er den Musterverlauf bei Streifenanzügen. Am Rückenteil verlaufen die senkrechten Linien des Dessins parallel. Insgesamt machten die Anzüge einen sehr italienischen Eindruck und wirkten gut verarbeitet. Was mich dann sehr beeindruckte, war der Name eines Kunden, den der New Yorker Schneider italienischer Abstammung fast nebenbei erwähnte: Rock Hudson. Die Anzüge, die der schon 1985 verstorbene Mime in der Komödie "Pillow Talk" getragen hat, stammten von William Fiovaranti. Der Streifen ist einer meiner Lieblingsfilme und Rock Hudsons Anzüge waren für mich immer Inbegriff des amerikanischen Sechziger-Jahre-Schicks. Den Mann zu treffen, der sie gemacht hat, war ein schönes Erlebnis.

Donnerstag, 21. März 2013

Fotoshooting bei Cove & Co. für "Schuh Guide"

Am 21. März hat Erill Fritz Fotos für den neuen Katalog von h. f. ullmann und die Promotion des im Herbst erscheinenden "Schuh Guide für Männer" in der Berliner Niederlassung von Cove & Co. geschossen. Vielen Dank an Cove & Co. für die tolle Unterstützung bei der Arbeit.

Der "Schuh Guide für Männer" erscheint im September 2013 in gleichem Umfang wie mein "Mode Guide" und stellt in kompakter Form und mit zahlreicher Fotos die komplette Schuhgarderobe des Mannes vor. Es enthält u. a. zahlreiche noch nie gesehene Bilder von der "smarten" Reparatur rahmengenähter Schuhe bei "Schuh Konzept" in Berlin sowie mehrere Statements interessanter Persönlichkeiten über ihre Gedanken zum Schuh.


Oliver Ostmeister, Statthalter von Cove & Co. in Berlin, und der Autor  mit dem "Schuh Guide" und dem "Mode Guide" (Foto: Erill Fritz)

Oliver Ostmeier und seine Berliner Mannschaft (Foto: Erill Fritz)


Mittwoch, 20. März 2013

Farbiges Futter

Ein halbfertiger Glencheck-Anzug mit hellblauem Futter in der Werkstatt von John Coggin (Foto: Bernhard Roetzel)

Da Maßkonfektion von immer mehr Männern genutzt wird, sieht man immer häufiger Anzugjacken mit farbigem Futter. Als ich Ende der 1990er in der Savile Row das erste Mal etwas für mich machen ließ, waren farbige Futterstoffe in Deutschland noch relativ selten. Sie wiesen oft auf Maßarbeit vom Schneider hin, sofern es sich nicht um ein Sakko von Etro handelte. Etro war damals einer der wenigen Labels am deutschen Markt, die ihre Blazer standardmäßig mit einem farbigen Innenleben ausstatteten. Aus diesem Grund waren viele Männer damals überzeugt, dass farbige Futterstoffe typisch für die italienische Moden seien. Nach meiner Beobachtung sind sie jedoch eher im britischen Stil beheimatet. 

Der englische Gentleman, der bei Oberstoff und Modellform traditionelle Formen bevorzugt, würzt den Anzug gern mit einer Prise Humor in Form des farbigen Innenfutters. Gut angezogene Geschäftsleute aus Italien bevorzugen hingegen überwiegend gedeckte Stoffe. Natürlich gibt es unter den großen Stilvorbildern Italiens auch einige "Paradiesvögel", die Mehrheit der Modeikonen bevorzugt aber eine ganz einfache Formel bei der Wahl von Anzug, Hemd, Krawatte und Schuhen, z. B. dunkelgrauer Flanell, hellblaues Oxfordhemd, dunkelblauer Kaschmirbinder, schwarze Kniestrümpfe und schwarze Schuhe. Dies gilt jedenfalls fürs Business. Futterstoffe werden mit Zurückhaltung gewählt, Dunkelgrau und Schwarz sind häufig beim Zwirn für das Büro. 

Ich selbst habe schon mehrere Phasen bei meinen Vorlieben für Futterstoffe durchlebt. Zunächst bestellte ich alle Anzüge und Sakkos mit mehr oder minder auffällig gefärbten Futterstoffen, z. B. "electric blue" zum Glencheck mit hellblauem Überkaro, Rot zum dunkelblauen Nadelstreifen oder Flaschengrün zum Covertcoat. Danach kam eine Phase mit konservativen Futterfarben, die Ton in Ton auf den Oberstoff abgestimmt waren. Es folgte eine Vorliebe für zurückhaltende Farben wie z. B. Weinrot oder dunkelblau. Derzeit bin ich wieder dunkelgrauen Futterstoffen angelangt. Sehr auffällige Farben empfinde ich als Einschränkung bei der Wahl der Krawatte, den zu einem violetten Futter würde ich z. B. keine Rottöne beim Binder wählen. Dennoch verstehe ich die Freude am bunten, vielleicht sogar gemusterten Futter. Und wer weiß, vielleicht bestelle ich demnächst mal einen Navy-Blazer mit einem Futter in Goldorange.

Donnerstag, 14. März 2013

Meine alte Barbour-Jacke

Ich bin 1989 extra von meinem Studienort Hannover nach Hamburg gefahren, um eine Barbour-Jacke zu kaufen. Es gab damals am Gänsemarkt einen sehr schönen kleinen Laden namens "Smith Traditional". Man fühlte sich dort nach England versetzt, es gab z. B. Hemden von T & A, Schuhe von Tricker's, Hüte von Herbert Johnson, Covertcoats aus Stoff von John G. Hardy, Moleskin-Hosen von Hackett und eine gute Auswahl von Barbour-Jacken. Ich entschied mich für die "Moorland" aus schwerem "thornproof". Die Farbe gefiel mir gut und die "Beaufort" trug jeder.

Als Student und in den ersten Berufsjahren habe ich die Jacke sehr viel in der Freizeit und auch zum Anzug getragen. Deshalb wurde sie schon zweimal in der Fabrik in England nachgewachst und überholt, zuletzt wurden der Reißverschluss erneuert und das Innenfutter teilweise ersetzt. Tatsächlich besteht die Jacke jetzt zu einem guten Teil aus neuem Material. Die meisten Schrammen hat der schwere "thornproof"-Stoff in den letzten Jahren beim Einsatz auf dem Land abbekommen. Dort trage ich die Jacke überwiegend bei der Arbeit im Garten und auf dem Feld zum Schutz vor Wetter und Dornen.



















Dienstag, 12. März 2013

Piraten im FOCUS

Man wird ja nicht alle Tage vom FOCUS interviewt, nicht einmal in Kurzform. Und da nicht alle den FOCUS kaufen, gebe ich den kleinen Dialog hiermit an meine Leser weiter.



Donnerstag, 7. März 2013

Fotos von Paul Green

Mal nicht mürrisch geguckt (Foto: Paul Green)

Ich bin schon von einigen hervorragenden Künstlern fotografiert worden. Mal haben diese Sitzungen Spaß gemacht und mal nicht, mal gefällt einem das Ergebnis sehr und mal weniger. Letzte Woche wurde ich von Paul Green im Berliner The Ritz Carlton Berlin am Potsdamer Platz abgelichtet. Diese Sitzung hat mir viel Spaß gemacht und das Ergebnis gefällt mir außerordentlich. Die Fotos begleiten ein Interview, dass ich dem Maßkonfektionär Xuits.com gegeben habe.

Ich hatte nur eine Stunde Zeit und mäßig viel Lust. Die netten jungen Männer von Xuits.com spendierten mir aber eine Tasse Tee, der Fotograf stellte sich als entspannter Australier heraus und in den gut 60 Minuten wurde konzentriert aber entspannt gearbeitet. Sprich, ich stand oder saß herum und musste lediglich versuchen, nicht allzu mürrisch auszusehen. Und wenn man doch mürrisch guckt, wird daraus bei einem Profi wie Paul Green ein geistreicher Gesichtsausdruck. Wunderbar.

http://thepaulgreen.wordpress.com/2013/03/07/bernhard-roetzel/


Mittwoch, 6. März 2013

Kniestrumpf und Hosenbein

Die Hosenbeine hängen an den Kniestrümpfen. Was tun? (Foto: Privat)

Hin und wieder greife ich gern Leserfragen auf. Hier die Zuschrift des Herrn von T. aus M:

"Ein Bekannter hat das Problem, dass seine Hose nach dem Aufstehen aus der Sitzposition wegen der Kniestrümpfe hängen blieb. Gibt es hierfür eine andere Lösung als Seidenstrümpfe?"

Diese Frage habe ich in letzter Zeit häufiger gehört. Was tun, wenn schmal geschnittene Hosenbeine am Strumpf kleben? Ob Seidenstrümpfe abhelfen, möchte ich bezweifeln. Seide ist aber ein gutes Stichwort, denn es erinnert an Futterstoffe. Eine Lösung wäre es, das Hosenbein rundum füttern zu lassen, z. B. mit einem glatten. Dies würde tatsächlich verhindern, dass die Hose nicht über den Strumpf rutscht.