Mittwoch, 26. Juni 2013

Gürtel-Tipps


Welche Farbe?

Der Gürtel muss sich nach den Schuhen richten. Schwarze Schuhe = schwarzer Gürtel, braune Schuhe = brauner Gürtel. Die Brauntöne stimmen Sie nach Farbwert (Schokoladenbraun, Rotbraun, Bordeaux, Cognac) und/ oder Helligkeit aufeinander ab (Hellbraun zu Hellbraun, Mittelbraun zu Mittelbraun etc.). Bei sportlichen Stoffgürteln (siehe nächster Punkt) gehen Sie nach der Farbe der Lederkomponenten.

Welches Material?

Zu Businesszwirn und Kombination (z. B. Blazer oder Tweedjacke und Flanellhose) nur Leder (bei sportlichen oder sommerlichen Anzügen auch geflochten), zu sportlichen Hosen (z. B. Chinos oder Jeans) auch Stoff (z. B. gestreifter Canvas). Vorsicht: Die Angabe „Echt Leder“ gilt auch für billiges Spaltleder und wird leider schon mal fälschlich auf Gürtel aus LEVA gedruckt (Ersatzmaterial aus gemahlenen Lederresten, das Pendant zur Spanplatte). Seriöse Händler bieten sowas nicht an.

Länge, Breite und Dicke?

Die meisten Gürtel haben 5 Löcher, im Idealfall (und vorm Geschäftsessen) sitzt der Dorn der Schließe im Mittelloch, also dem dritten. Bei Breite und Dicke gilt: Schmal und flach = förmlich, breit und dick = sportlich. Gürtel zum dunklen Anzug messen 2,5 - 3,5 cm, sportliche Modelle bis ca. 4 cm.

Welche Schließe?

Die Gürtelschließe (aus massivem Messing oder Sterlingsilber) sollte von der Metallfarbe her auf Uhr, Schmuck und Accessoires abgestimmt werden. Eine vergoldete Messingschließe passt zu Manschettenknöpfen und Uhr aus Gold, silberfarbene Schließen zum Stahl-Chronometer und Weißgold- oder Platinmanschettenknöpfen. Wichtig: Die Gürtelschließe soll auch zu den Schnallen der Monkstrapschuhe passen. Bei Design und Größe gilt: Je unauffälliger und filigraner, desto förmlicher. Designerlogos und Motivschließen sind mit Vorsicht zu genießen.

Wann darf ich ihn tragen, wann nicht?

Zu jedem Anzug (obwohl Puristen beim Zweireiher und Westenanzug Hosenträger vorziehen). Tabu ist der Gürtel bei Frack und Cut (hier trägt der Gentleman Hosenträger), zum Smoking ist er mittlerweile akzeptiert. 

Donnerstag, 13. Juni 2013

Interview bei Wirtschaftswoche Online

Im Herbst erscheint mein neuer Titel "Schuh Guide für Männer", die Taschenbibel für Freunde stilvoller Fußbekleidung (Foto: Erill Fritz)

Man kann seinen Blog natürlich mühelos füllen, wenn man über ihn einfach nur vorhandene Inhalte weitergibt. Das Interview mit mir, das gerade bei Wirtschaftswoche Online zu lesen ist, empfehle ich allerdings gern weiter. Zumal der Inhalt, wenigstens was die Antworten betrifft, von mir stammt.


Montag, 10. Juni 2013

Vor-Urteile

Rückansichten in Neapel: Der Autor und Giuseppe Attolini auf dem Weg zum Mittagessen. Beide tragen Anzüge ohne Schlitze (Foto: Erill Fritz)

Stil hat viel mit Vorurteilen zu tun. Denn die meisten urteilen nicht nach eigenen Maßstäben, sie übernehmen Urteile von anderen. Als stilvoll gilt dann das, was andere einem als stilvoll benennen. Das ist nicht schlimm, denn in vielen Bereichen sind wir auf diese Art von Vor-Urteilen angewiesen. Schließlich können wir uns nicht von allem eine eigene Meinung bilden und eigene Urteile fällen. Mangels Zeit, Kenntnis oder persönlicher Bekanntschaft. Dennoch kann es nicht schaden, manche Urteile hin und wieder einmal zu überprüfen. Hier ein vier Beispiele:

1. Anzüge müssen Mittelschlitz oder Seitenschlitze haben
In den Achtzigern war der Standardanzug im Kaufhaus zweireihig, er hatte keine Schlitze, weite Hosen mit Bundfalten. Da die Achtziger als geschmacklos gelten, galten Anzüge ohne Schlitz als stillos. Umso überraschter sind viele Deutsche, wenn sie die Anzüge eleganter Neapolitaner sehen: Keine Schlitze. Die waren übrigens bis in die 1960er auch bei englischen Anzügen eher unüblich. Vielleicht, weil man bis dahin nicht so viel im Auto saß.

2. Kurzarmhemden sind stillos
Das Kurzarmhemd gilt als Uniformteil des Bürospießers. Als Teil der Businessgarderobe ist es auch abzulehnen. In der Freizeit sieht es anders aus. Ein nicht zu weit geschnittenes Kurzarmhemd, locker über die Hose getragen, ist genauso akzeptabel wie ein kurzärmeliges Polohemd. Man denke nur an Prinz Charles, der im Sommer regelmäßig in kurzärmeligen Hemden eine gute Figur macht.

3. Frontfixierung ist schlecht
Ein Sakko mit loser, also vernähter Einlage, ist immer die beste Wahl. Dennoch ist vieles, was über die Frontfixierung geschrieben wird, einfach nicht mehr wahr. Auch in niedrigeren Preislagen ist es heute möglich, relativ leicht verarbeitete Anzugjacken zu finden - mit Frontfixierung. Natürlich gibt es immer noch die Konfektion, bei der die Einlage wie ein Stück Fotokarton unter dem Oberstoff spürbar ist. Die Regel ist das aber nicht mehr.

4. Maßanzüge halten ewig
Dieses Vorurteil stammt aus den Zeiten, als alle Anzugstoffe noch sehr schwer waren. Damals hielten alle Anzüge sehr viel länger. Umgekehrt ist es so, dass ein Maßanzug aus sehr leichtem Stoff einem viel stärkeren Verschleiß unterliegt. Wer mit Kleidung sorgsam umgeht, hat länger etwas von ihr. Unabhängig davon, ob sie einzeln angefertigt wurde oder von der Stange stammt.