Dienstag, 9. Dezember 2014

Putzen stopft Löcher im Budget

Wer seine Schuhe nach dem Tragen aufleistet und sie regelmäßig putzt, wird lange Freude an ihnen haben. Eine Lebensdauer von 10, 15 oder 20 Jahren ist dann nicht ungewöhnlich (Foto: Eduard Meier)

Einzelhändler beklagen gern die Konsummüdigkeit oder Konsumverweigerung der Kunden. Tatsächlich lebt der Handel davon, dass wir ständig neue Sachen kaufen. Das ist legitim. Die meisten Menschen geben ihr Geld auch gern restlos aus, denn das Einkaufen, heute als Shopping bezeichnet, gilt als Freizeitbeschäftigung.

Ich behaupte, dass jeder Mensch gern einkauft und gern neue Sachen hat. Allerdings kann es genauso ein Genuss ein, nichts zu kaufen oder zu wissen, dass man bestimmte Kleidungsstücke bereits hat und sie nur darauf warten, wieder hervorgeholt und verwendet zu werden. Die warmen Handschuhe für den Winter, der Smoking, der Sommeranzug, die diversen Krawatten und Schleifen. Die Tweedjacke, der Lodenmantel, der Morgenrock. Der Stiefel für kalte Tage und der Spectator-Schuh für den Sommer.

Die Garderobe des Gentleman enthält einen großen Grundstock von sehr langlebigen Bestandteilen. Anzüge, Sakkos, Hosen, Mäntel, Krawatten, Hüte, Mützen und Schuhe. Etwas weniger langlebig sind Hemden, Pullover und Strümpfe. Doch auch die drei Letztgenannten können ein hohes Alter erreichen, wenn sie überholt, gestopft oder geflickt werden. Ein Pullover mit Lederflecken an den Armen, ein Hemd mit ausgetauschtem Kragen oder gestopfte Strümpfe sind nicht Zeichen von Ärmlichkeit oder Mangel, vielmehr von vernünftigen Umgang mit einem wertvollen Gut.

Seiner Kleidung lange treu zu bleiben, heißt nicht, zum Konsumverweigerer zu werden. Das Gegenteil ist oftmals der Fall. Wenn ich Geld spare, indem ich eine Jacke repariere, einen Schuh neu besohlen lasse oder bei den Krawatten auf den vorhandenen Fundus zurückgreife, kann ich es für andere Dinge ausgeben. Nicht zwingend für Kleidung, vielleicht aber für Bücher, einen schönen Stich oder ein Möbelstück.



1 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Ihre Haltung ist mir sehr sympathisch - ein begrüßenswerter Gegenentwurf zu den heute ganz überwiegend vorherrschenden Kaufstrategien. Alle Nase lang etwas Neues, aber immer Kleider, denen man ansieht, dass sie billig sind (und eben nicht bloß preisgünstig - dagegen wäre nichts zu sagen).

"Allerdings kann es genauso ein Genuss ein, nichts zu kaufen oder zu wissen, dass man bestimmte Kleidungsstücke bereits hat und sie nur darauf warten, wieder hervorgeholt und verwendet zu werden." - Ist es auch - ich habe genau so einen Fundus, wie Sie ihn erwähnen, der auch regelmäßig zum Einsatz kommt. Schön daran ist zu wissen, dass man sich auf bestimmte Kleidungsstücke verlassen kann. Man weiß, dass man damit auf jeden Fall gut und passend angezogen ist. Wenn man erst einmal über so einen (hochwertigen) Fundus verfügt, braucht man sich über seine Kleidung keine großen Gedanken mehr zu machen. Das entspannt und gibt Sicherheit.
Vielleicht ist das der wertvollste Ratschlag, den man Ihren Büchern entnehmen kann.

10. Dezember 2014 um 01:03  

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